Die Booster Methode

Es existiert ein Unzahl an didaktischer und neurowissenschaftlicher Literatur - ein Anzeichen, dass Lernen und Lehren anspruchsvoller Inhalte häufig Schwierigkeiten bereitet.

In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit haben sich die folgenden Punkte allerdings als wesentlich und äußerst wirksam herauskristallisiert.


DAUER

Es gibt viele Theorien über die maximale Länge von Inputphasen oder die maximale Anzahl von Informationseinheiten, die das menschliche Gehirn aufnehmen kann. Der Tenor ist jedoch einfach: Nicht zu lange. Wie lange genau, darüber herrscht kein Konsens. Manche sprechen von 10 Minuten, anderen von 20 (Sie konnten jedoch sicherlich schon einem 90minütigen Film auch aufmerksam folgen und sich später daran erinngern).

Wichtig ist, dass nach etwa 25 minütiger Konzentration auf ein schwieriges Thema eine Abwechslung erfolgt. Eine Pause, eine Diskussion, ein Witz, eine Geschichte, ...


VERMITTLER

Wie erklärt man komplexe Inhalte am besten? Dem von mir sehr verehrten Richard Feynman wird folgendes Zitat unterstellt:

"If you can't explain it to a six year old, you don't fully understand it."

Dass er es wahrscheinlich nie so gesagt hat, macht es nicht weniger richtig: Vieles, was als schwierig eingestuft wird, ist, wenn man es ganz durchschaut hat, unglaublich einfach.

Derjenige, der es sich zur Aufgabe gemacht hat zu vermitteln, muss diesen Grad des Verständnisses erreichen - die schlichte Eleganz und kristallklare Schönheit der Sache zuerst spüren - um es dann weiterzugeben zu können.


HERZ

Als Menschen lernen wir am besten affektiv. Der persönliche Bezug kann bei abstrakten Inhalten auch mit Geschichten (historischen, persönlichen, lustigen...) erreicht werden.

Ebenso können gute (niederschwellige und klare) Skizzen und Zeichnungen Emotionen wecken, aber zuoberst:

Ein ehrliches Interesse am Zuhörer, die Liebe zum Menschen und die Dankbarkeit, dass der Zuhörer Zeit und Geld opfert, öffnet das Herz und damit den wichtigsten Pfad der Wissensaufnahme.


HIRN und HAND

Auf Johann Heinrich Pestalozzi geht die Kopf-Herz-Hand Methode zurück, die nicht nur in der Lehre, sondern in vielen Bereichen des Lebens als Grundlage dienen kann.

Will man erfolgreich und nachhaltig Wissen vermitteln, darf man auf keinen der drei Bereiche vergessen.

Einige neurologische Aspekte wurden oben bereits angesprochen. Es gibt noch viele weitere: oftmals kann unser Hirn auch ein großer Feind des Lernens sein (etwas ist "vertrackt" oder "counter intuitive" ...), diese Türen gilt es zu öffnen. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei die Anschlussfähigkeit an vorhandenes Wissen.

Der Stellenwert der Hand war zu Pestalozzis Zeit noch ein anderer als heute. Er lebt aber in dem Grundsatz fort, dass alles Lernen nur über das Tun wirklich dauerhaft wird. Das betrifft das Lösen von Problemen, das eigenständige Analysieren von Daten, das Sprechen einer Sprache.